Glossar

Immer wieder werden Sie auf Fachbegriffe stoßen, die Ihnen noch nicht vertraut sind.  Hier im Glossar habe ich solche Begriffe für Sie zusammengefasst und erklärt.

Atemräume

Als Atemräume bezeichnet man: Brustraum, Bauchraum, Flanken und Rückenraum.
Infolge einer Zwerchfellkontraktion strömt Luft in die Lunge ein und breitet sich dort aus. Das Zwerchfell – unser Hauptatemmuskel – der sich nach unten senkt, verdrängt somit alle Bauchorgane, die unter ihm liegen. Am Bauch, an den Flanken, im Rücken und im Becken sind diese Atembewegungen im Idealfall dann spürbar. Diese Atemräume sind für eine resonanzreiche und tragfähige Stimme unerlässlich. Man spricht von einer kombinierten (costo-abdominale) Atmung, was bedeutet, dass alle Atemräume genutzt werden sollten.

Atemrhythmus

Während der Einatmung zieht sich das Zwerchfell (Diaphragma) aufgrund eines Nervenimpulses des Atemzentrums im Gehirn zusammen. Dies bewirkt ein Senken des Muskelsegels, ein Wegschieben der Bauchorgane nach unten sowie eine Weitung der Lunge. Durch den entstehenden Unterdruck strömt von außen Luft in die Lungen ein. Nach der Einatmung entspannt das Zwerchfell langsam und hebt sich in seine Ausgangsposition zurück, die Luft strömt wieder aus. Nun folgt eine dritte Phase, die Atempause. Der Körper ist kurz mit Sauerstoff gesättigt, und das Zwerchfell hat einen Moment der Ruhephase, bis der neue Impuls zur Einatmung vom Atemzentrum gesendet wird.

Artikulation

Die Artikulation der Laute ist ein hochkomplexer Vorgang. Zunge, Lippen, Kiefer und sogar das Gaumensegel können in beeindruckendem Tempo Form und Artikulationsstelle verändern, so dass unterschiedliche Laute nacheinander entstehen, die Wörter und Sätze bilden. Diese präzise und spannungsreichen Bewegungen hängen auch von den Spannungszuständen des Körpers und der Atmung ab.
Die Laute unserer Sprache sind außerdem Träger von Stimmungen und Emotionen und können gezielt für ein ausdrucksvolles Sprechen genutzt werden. Ein genussvolles /mmm/ hat eine ganz andere Wirkung als ein zischendes /tsss/ oder ein verwundertes /ooo/. Hier sprechen wir von Lautmalerei.

Aufrichtung/Haltung

Die Körperhaltung ist ein wesentlicher Fokus in der Stimmarbeit. Damit sich die Atembewegung ausbreiten und die Stimme entfalten kann, brauchen wir eine optimale Aufrichtung. Den Körper kann man sich dabei wie ein Haus vorstellen: Wenn das Fundament sicher steht, können sich die „Stockwerke“ nach oben gerade und stabil aufrichten. Ist die Statik unseres Körpers dagegen schief, so hat das Auswirkungen nach oben, auf Atemräume, Spannungen, Stimme und Artikulation. Ziel ist es, mit „guter Spannung“ (Wohlspannung) und flexibler Beweglichkeit zu agieren.

Bewegungen

Für das Arbeiten an Stimme und Sprechen ist es uns besonders wichtig, die Übungen mit Bewegungen zu begleiten. Diese haben enormen Einfluss auf Atem, Stimme und Artikulation und können wunderbar dafür genutzt werden. Die Bewegungen werden so ausgewählt, dass sie beispielsweise den Atemrhythmus begleiten, den Stimmklang unterstützen oder Atemräume in ihrer Öffnung unterstützen.

Bodenkontakt

Wichtig für die Haltung, die Atmung, die Präsenz und die Stimme ist der Bodenkontakt. Um überzeugend zu wirken, brauchen wir einen klaren Standpunkt, den wir einnehmen – den Kontakt zum Boden. Dieser ermöglicht eine optimale Aufrichtung für den Körper und ein Ausbreiten der Atmung in alle nutzbaren Räume.

Durchlässigkeit

Die Stimme zu entfalten, bedeutet auch, einen durchlässigen Körper zu haben für alle Bewegungen, Spannungen und Emotionen, die im Körper entstehen. Gibt es aber „Sperren“, so werden diese Impulse gehemmt, und die Stimme ist nicht am Körper angeschlossen. Für eine resonanzreiche, authentische und kräftige Stimme muss immer der ganze durchlässige Körper mit beteiligt sein.

Ganzheitlichkeit

Die Stimme ist Ausdruck der Persönlichkeit und steht in Wechselwirkung mit Emotionen. Eine fröhliche Stimme klingt anders als eine wütende Stimme. Arbeiten an der Stimme und am Körper ist also auch immer Arbeiten am „ganzen Menschen“ in seiner Einheit von Körper und Psyche.

Regenerationswege

Die Regenerationswege nach Schlaffhorst-Andersen sind die kreisende Bewegung, die schwingende Bewegung, der Rhythmus, die Atmung sowie die Tönung. Sie schaffen z. B. Zentrierung und Aufrichtung für den Körper und werden für die Arbeit an Atmung, Sprechen und Stimme genutzt.

Präsenz

Beim Sprechen eine gute Präsenz zu haben, ist unabdingbar. Sie entsteht durch angemessene Körperspannung, Blickkontakt und auch durch eine den Raum durchdringende, tragfähige Stimme, durch deutliches Sprechen und durch den Kontakt zum Zuhörer.

Prosodie

Unter Prosodie versteht man die rhythmischen und melodischen Aspekte der Sprache – also Akzent, Betonung, Sprechpausen, Sprechrhythmus und Sprechtempo.

Phonetik

Die Phonetik beschäftigt sich mit der Bildung der Laute (Lautlehre), also der Aussprache. Die deutsche Sprache basiert auf einigen Regeln, die erlernt und geübt werden sollten, wenn man an der Tilgung von Dialekt, oder Akzent arbeitet, oder die Bühnensprache (Hochlautung) erlernen möchte.

Resonanz

Stimmresonanz entsteht, wenn die Ausatemluft an den Stimmbändern zerteilt wird und sich die Schallwelle in einem schwingungsfähigen Körper ausbreitet. Das sind der Mundraum, der Nasenraum, der Rachenraum und sogar die Lunge. Aber auch an allen anderen Stellen des Körpers kann man Stimmvibrationen erspüren oder messen, je nachdem wie durchlässig der Körper und wie sensibel man dafür ist. Eine resonanzreiche Stimme ist tragfähig und klingt voluminös.

Stimme

Die Stimmbänder liegen in horizontaler Ebene im Kehlkopf, ungefähr auf der Höhe, an der man den Adamsapfel (Schildknorpel) erspüren kann. Von dort sind sie nach hinten aufgespannt. Die Ausatemluft versetzt die Stimmbänder in Schwingungen und zerteilt damit den Luftstrom. Dadurch entsteht eine Schallwelle, die als Ton wahrgenommen wird. Die Stimmbänder erbringen enorme Leistungen, denn z. B. für den Ton a1 müssen sie 440mal in der Sekunde aneinander schwingen. Der Stimmmuskel ist mit verschiebbaren Schichten und Schleimhäuten umkleidet, die die Feinheit des Tones regulieren und die Stimme befeuchten.

Tragfähigkeit

Man spricht von einer tragfähigen Stimme, wenn sie „weit reicht“. Das hat primär nichts mit Lautstärke zu tun, sondern ist vielmehr auf eine resonanzreiche, voluminöse Stimme zurückzuführen. Dies ist auf ein optimales Zusammenspiel von Atmung, Stimme und Artikulation und von jedem erlernbar. Ein Lehrer, der es schafft mit seiner Stimme die Schüler bis zur letzten Reihe zu erreichen, ohne sich dabei anstrengen zu müssen, hat eine tragfähige Stimme.

Schlaffhorst-Andersen

Clara Schlaffhorst und Hedwig Andersen waren zwei Frauen, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts lebten. Die beiden Musikerinnen hatten Probleme mit der Stimme und fingen an, sich intensiv mit Atmung, Körper, Stimme, Sprechen und Bewegung zu beschäftigen. Daraus entstand ein Konzept nach dem heute Atem-, Sprech- und Stimmlehrer/innen ausgebildet werden. Die Methode Schlaffhorst-Andersen hat die Wechselwirkung zwischen Haltung, Atmung, Stimme und Bewegung als Grundlage.

Wahrnehmung

Sich selbst wahrzunehmen bedeutet, sich selbst bewusster zu werden! Wahrnehmung ist das Registrieren von Regungen und Empfindungen im Körper, das können Spannungen, Impulse, Reize, Emotionen etc., also jede Form von Körpersignalen sein. Die Arbeit an der Eigen- und Fremdwahrnehmung ist ein zentraler Aspekt für Stimme und Sprechen.